Urin – Untersuchung

Urin - Untersuchung

Die Urin – Untersuchung gehört seit alters her zu den wichtigen Untersuchungen dazu.

Urin ist ein ganz besonderer Stoff, der bei seiner Analyse bereits viel über den Gesundheitszustand eines Menschen aussagt.

Die Urin – Untersuchung lässt schon allein durch Farbe, Geruch, Schaum sowie eventuelle Schwebstoffe oder Kristalle bzw. Sedimente, okkultes (verstecktes und daher für das bloße Auge nicht sichtbares) Blut Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand des Patienten zu.

Durch den Combur Schnelltest ist es möglich unter anderem folgende Parameter zu ermitteln:

  • spezifisches Gewicht,
  • pH-Wert,
  • Nitrit,
  • Protein,
  • Albumin,
  • Erythrozyten, Hämoglobin,
  • Leukozyten,
  • Glucose,
  • Ketone,
  • Urobilinogen und
  • Bilirubin.

Dieser Test hat eine wesentliche Bedeutung in der orientierenden Vordiagnostik und auch in der Verlaufskontrolle.

 

Vorteile der Urin – Untersuchung


Die Urin – Untersuchung dient als Ausgangspunkt für die weiterführende Diagnostik mit mikroskopischen, bakteriologischen oder klinisch-chemischen Analysen des Urins.

Die Urindiagnostik hat ihren festen Platz in der Früherkennung (Screening) von Erkrankungen der Nieren und Harnwege, der Leber, des Herz-Kreislauf-Systems und Störungen des Kohlenhydratstoffwechsels.

Die Informationen der einzelnen Testfelder liefern Hinweise auf eventuelle Störfaktoren.

Die regelmäßige Verlaufskontrolle kann beispielsweise den Typ-I-Diabetiker dabei unterstützen, Veränderungen im metabolischen Status rechtzeitig zu erkennen und darauf reagieren zu ­können.

Bluthochdruck-Patienten mit ­einem erhöhten Risiko für Nierenschäden profitieren von einer frühzeitigen Erkennung einer Mikroalbuminurie.

Mikroalbuminurie bezeichnet die Ausscheidung von geringen Mengen Albumin (Eiweiß = Protein) (20 bis 200 mg/l oder 30 bis 300 mg pro Tag) mit dem Urin.

Bei Menschen mit Diabetes mellitus oder Bluthochdruck wird eine Mikroalbuminurie bei etwa 10 bis 40 % der Betroffenen gefunden. Mikroalbuminurie ist die milde Form der Proteinurie.

 

Erläuterung Combur Test Parameter zur Urin – Untersuchung

Spezifisches Gewicht


Das spezifische Gewicht (Dichte) des Urins gibt Auskunft über die Ausscheidung gelöster Bestandteile und dient als Maß für die Aufkonzentrierungs­fähigkeit der Niere.

Obwohl das spezifische Gewicht eine physikalische Größe ist, kann eine chemische Abschätzung erfolgen. Das Reaktions­feld des Teststreifens ent­hält einen Polyelektrolyten. An diesen Polyelektrolyten findet der Austausch der im Urin gelösten Kationen gegen Pro­tonen statt. Die verdräng­ten Protonen reagieren anschließend mit einem Bromthymolblau-Indikator und bewirken durch die pH-Änderung einen Farbumschlag von Blaugrün zu Gelbgrün. Die Erfassung der nicht-ionisierten Bestand­teile wie Glucose, Proteine oder Harnstoff erfolgt allerdings nicht korrekt.

Das spezifische Gewicht von Urin liegt normalerweise zwischen 1,010 und 1,025 g/l, schwankt aber erheblich. Es sollte bei der Beurteilung aller übrigen Testfelder berücksichtigt werden, um eine Fehlinterpretation infolge einer zu hohen oder zu geringen Harnkonzentration zu vermeiden.

 

pH-Wert


Der pH-Wert des Urins schwankt täglich etwa zwischen 4,6 und 7,5. Daher hat eine einzelne pH-Messung im Spontanurin nur eine eingeschränkte Aussagekraft.

Eine besonders eiweißreiche Ernährung macht den Urin sauer, während viel Gemüse den pH-Wert in den alkalischen Bereich verschiebt.

Ein dauerhaft auffälliger pH-Wert kann auf einen gestörten Säure-Basen-Haushalt hinweisen, ein wiederholt ­alkalischer pH-Wert ist verdächtig für einen Harnwegsinfekt.

Im Testfeld kann der pH-Bereich von 5 bis 9 durch die Mischung der Indikatorfarbstoffe Methylrot, Bromthymolblau und Phenolphthalein von Orange (sauer) über Gelb nach Grün und Blau (basisch) dargestellt werden.

 

Nitrit bei Harnwegsinfekt


Nitrit ist im Urin physiologisch nicht nachweisbar.

Etliche gramnegative Bakterien können jedoch im Urin enthaltenes Nitrat zu Nitrit reduzieren.

Hierzu zählen neben Escherichia coli auch die Gattungen Proteus, Klebsiella und Citrobacter, die häufigsten Erreger von Harnwegsinfektionen. 

Ein positives Nitrit-Testfeld weist somit immer auf einen bakteriellen Harnwegsinfekt (Urethritis), eine Blasenentzündung (Zystitis) oder Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) hin.

Umgekehrt schließt ein negativer Nitritnachweis einen bakteriellen Infekt nicht aus, da Staphylokokken, ­Enterokokken, Pseudomonaden und Gonokokken ebenfalls entsprechende Infektionen hervorrufen, aber kein oder nur wenig Nitrit bilden.

Unter ­einer begonnenen Antibiotikatherapie kann die Keimzahl bereits so stark ­reduziert sein, dass der Nitritnachweis negativ ausfällt.

Im Testfeld reagiert das Nitrit im Urin im sauren Milieu mit Sulfanilamid zu einer Diazonium-Zwischenstufe und über eine Kupplungsreaktion mit 1,2,3,4-Tetrahydrobenzochinolin-3-ol weiter zu einem roten Diazo-Farbstoff, der das weiße Testfeld rosa färbt. Eine weitere Farbabstufung erfolgt nicht, jede Rosafärbung gilt als positiv (qualitativer Nachweis).

 

Protein als unspezifischer Parameter


Das Testfeld für Protein erfasst nicht den gesamten Proteingehalt, sondern reagiert fast ausschließlich auf Albumin.

Glykoproteine, intakte Immunglobuline sowie die beim multiplen Myelom hochkonzentriert ausgeschiedenen niedermolekularen Immunglobulin-Leichtketten (Bence-Jones-Proteine) werden nicht erfasst.

Als obere Grenze der physiologischen Proteinausscheidung werden 150 mg bei Gesunden und bis 300 mg pro Tag bei Schwangeren für das Gesamteiweiß und 30 mg pro Tag für Albumin angesehen.

Eine höhere Ausscheidung wird als Proteinurie bezeichnet. Eine vorübergehende Proteinurie durch starke körperliche Anstrengung, Schwangerschaft oder Fieber ist klinisch nicht relevant. Hingegen ist eine dauerhaft erhöhte Proteinurie ein wichtiges, wenn auch unspezifisches Zeichen für eine Erkrankung der Nieren und ableitenden Harnwege.

Während der sogenannte Eiweißfehler von pH-Indikatoren an anderer Stelle Kopfzerbrechen bereitet, wird er zum Nachweis von Protein per Teststreifen sogar aktiv ausgenutzt. Der ­Eiweißfehler beruht darauf, dass in einem bestimmten pH-Bereich die freien Aminogruppen des Proteins direkt mit dem Indikator Tetrabromphenolblau reagieren und ihm Protonen entziehen. Die auftretende Farbänderung von Grün nach Gelb kann zur semi-quantitativen Bestimmung der Protein­konzentration verwendet werden, obwohl in der Lösung so keine pH-Wert-Änderung stattfindet.

Zur Früherkennung einer beginnenden Nierenschädigung bei Risikopatienten, zum Beispiel mit Diabetes und Hypertonie, hat sich die sensitive ­Messung von Albumin im Urin als besonders aussagekräftig erwiesen. Als wichtigster früher Indikator für eine Nephropathie gilt heute die Mikroalbuminurie mit einer dauerhaft leicht ­erhöhten Ausscheidung bis 200 mg/l Albumin.

Herkömmliche Teststreifen erfassen Albumin erst ab 150 bis 300 mg/l. Urinalbuminkonzentrationen unter 150 mg/l liegen damit unter der Nachweisgrenze, sodass sie das Erfassen einer Mikroalbuminurie nicht erlauben. Daher sollten Risikopatienten bei negativem Resultat zusätzlich mit einem geeigneten Test auf Mikroalbuminurie getestet werden. Eine Nephropathie im frühen Stadium kann durch eine medikamentöse Therapie, zum Beispiel mit ACE-Hemmern, aufgehalten oder wesentlich verzögert werden.

 

Warnzeichen Erythrozyten und Hämoglobin


Viel zu oft wird Blut im Urin (Hä­maturie) als banales Symptom einer Harnwegs­infektion abgetan. Doch spätestens wenn der Patient die Blut­beimengung mit bloßem Auge (Makro­hämaturie, sichtbar ab etwa 1 ml Blut je Liter Urin) durch eine rote Verfärbung bemerkt, sollte er umgehend einen Arzt aufsuchen.

Hinter einer Hämat­urie können sich verschiedene urologische und internistische Erkrankungen verbergen. Ursachen sind meist Läsionen der Harnwege, der Prostata und der Nieren durch Steine, Tumoren und Entzündungen.

Im Gegensatz zu Makrohämaturie ist eine Mikrohämaturie nur mikroskopisch oder per Teststreifen nachweisbar. Der Teststreifen kann 10 Erythrozyten/µl nachweisen, entsprechend 1 µl Blut oder 0,15 mg freiem Hämoglobin je Liter Urin. Das Testfeld findet mit gleicher Empfindlichkeit Erythrozyten, freies Hämoglobin (nach Lyse der Erythrozyten) und Myoglobin (nach Muskelverletzungen).

Der Nachweis beruht auf der Pseudoperoxidase-Aktivität des Hämo- und Myoglobins. Die Oxidation eines Farb­indikators durch ein organisches Hydro­peroxid bewirkt einen Farbumschlag von Orange nach Grün. Intakte Erythrozyten erscheinen im Testfeld als vereinzelte grüne Punkte.

 

Leukozyten zeigen Infektion an


Das Auftreten von Leukozyten im Urin (Leukozyturie) ist ein Leitsymptom entzündlicher Erkrankungen der ableitenden Harnwege, der Genitalien und der Nieren.

Hierzu zählen Infektionen durch Bakterien, Viren, Parasiten und Hefen, aber auch die Analgetika-Nephropathie, Intoxikationen oder Tumore. Ein positiver Leukozyten-Nachweis tritt daher oft zusammen mit Blut, Proteinurie, Nitrit und hohem pH-Wert auf.

Im Urin ausgeschiedene Leukozyten sind nahezu ausschließlich Granulozyten, deren Enzymaktivität spezifisch erfasst wird. Die zellulären Esterasen katalysieren die Hydrolyse eines Indoxylesters, das freigesetzte Indoxyl reagiert mit einem Diazoniumsalz weiter zu einem violetten Farbstoff.

Zahlreiche Antibiotika wie Nitrofurantoin, Imipenem und Meropenem, Tetracyclin, Cephalexin, Gentamicin sowie der ­ß-Lactamase-Hemmstoff Clavulansäure verfälschen die Reaktion.

 

Glucose zur Überwachung des Diabetes


Die Messung der Glucose im Urin bietet in erster Linie eine einfache Methode der Überwachung des Diabetes ­mellitus.

Beim Gesunden wird Glucose glomerulär filtriert und nahezu vollständig im Tubulus rückresorbiert. Erst bei Überschreiten der Nierenschwelle, das heißt der Rückresorptionskapazität der Nieren (> 180 mg/dl), tritt Glucose im Urin auf (Glucosurie).

Die Nierenschwelle ist individuell verschieden. Deshalb darf vom Uringlucosewert keinesfalls auf den Blutzuckerspiegel geschlossen werden. Aufgrund der inzwischen sehr präzisen und verfügbaren Blutzuckerbestimmung aus Kapillarblut hat der Glucosenachweis im Urin nur noch eine untergeordnete Bedeutung.

Der Nachweis beruht auf folgender Reaktion: Die Glucoseoxidase katalysiert im ersten Schritt spezifisch die Bildung von Gluconolacton und Wasserstoffperoxid aus Glucose. Mithilfe des entstandenen Wasserstoffperoxids oxidiert eine Peroxidase den Indikator 3,3′,5,5′-Tetramethylbenzidin zu einem blauen Farbstoff, der semiquantitativ erfasst wird.

 

Ketone entstehen bei Stoffwechselentgleisung


Ketonkörper wie Acetessigsäure, ß-Hydroxybuttersäure und Aceton entstehen durch einen erhöhten Fettabbau (Lipolyse) infolge einer unzureichenden Kohlenhydratzufuhr und werden renal ausgeschieden (Ketonurie).

Eine isolierte Ketonurie findet sich bei Mangel­ernährung, Fasten oder besonders protein- und fettreicher Kost, zum Beispiel ketogener Diät.

Beim absoluten Insulinmangel des Typ-I-Diabetikers zeigen Ketone bei gleichzeitiger Glucosurie eine akute Stoffwechselentgleisung an und erfordern eine sofortige Insulingabe. Andernfalls droht aufgrund des Säurecharakters der Ketone (pH-Testfeld beachten!) eine metabolische Ketoazidose mit einer Übersäuerung des Blutes und Elektrolytverschiebungen sowie der Gefahr eines diabetischen Komas.

Der Nachweis basiert auf der Legalschen Probe, bei der Aceton und Acetoessigsäure mit Nitroprussid-Natrium zu einem violett gefärbten Komplex reagieren.

Arzneistoffe mit Sulfhydryl-Gruppen, zum Beispiel Captopril und N-Acetylcystein, sowie L-Dopa-Metabolite stören die Reaktion.

 

Bilirubin und Urobilinogen bei Leberleiden


Beim Abbau von Hämoglobin entstehen Bilirubin und Urobilinogen.

Bilirubin wird in der Leber durch Verknüpfung mit Glucuronsäure in die wasserlösliche konjugierte Form überführt und über Niere und Darm ausgeschieden.

Im Darm findet die Umwandlung in Uro­bilinogen statt. Die Rückresorbierung des Urobilinogens erfolgt teilweise über einen enterohepatischen Kreislauf. Erst bei sehr hohen Spiegeln wird Uro­bilinogen auch renal ausgeschieden.

Erhöhte Werte weisen immer auf akute und chronische Erkrankungen sowie Funktionsstörungen der Leber hin, zum Beispiel Virushepatitis, Zirrhose, toxische Schädigung und Verschluss der Gallengänge.

Bei einem gesteigerten Abbau von Erythrozyten (hämolytische Anämie) mit vermehrter Hämoglobinfreisetzung findet man ebenfalls erhöhte Bilirubinwerte.

Konjugiertes Bilirubin koppelt mit diazotiertem Dichloranilin zu abgestuft gefärbtem Azobilirubin. Urobilinogen reagiert in einer modifizierten Ehrlich-Reaktion mit p-Dimethylaminobenzaldehyd und Säure zu einem ­rosaroten Farbstoff.

Arzneistoffe wie p-Aminosalicylsäure und Sulfonylharnstoffe werden aufgrund ihrer Struktur mit erfasst und liefern ein falsch-positives Resultat.

 

Weiterführende Urin – Untersuchung


Weiterführende Diagnostik erfolgt in ausgewählten Laboren bei entsprechenden Verdachtsmomenten, also wenn es erforderlich ist.

 

Literatur

 

  • Elvira Bierbach Naturheilpraxis heute
  • Beipackzettel Roche Combur® 10 Test M. Roche Diagnostics Deutschland