Borreliose kann das Ergebnis eines kleinen Zeckenbisses sein. Wir popeln die Zecke möglichst „fachgerecht“ mit Kopf aus der Bissstelle – und dann?
Nicht jede Zecke ist ein Überträger der Borreliose.
Von Borrelien (Bakterien, besser gesagt Spirochäten) befallene Zecken können Menschen infizieren. Das Übertragungsrisiko steigt mit der Saugdauer (8 – 24 Stunden) sowie der Durchseuchung der Zecken mit Borrelien. Nicht jede infizierte Person erkrankt an Borrelliose. Erfahrungsgemäß entwickeln 10 – 20% der infizierten Personen eine Borreliose.
Borreliose kann mit Multiorganerkrankungen einhergehen. Die Ausprägung ist sehr unterschiedlich.
In Deutschland infizieren sich jährlich ca. 60.000 Menschen mit Borreliose.
Während man bei einer Borreliose von einer bakteriellen Infizierung spricht, ist die sogenannte FSME, Frühsommer-Meningoenzephalitis eine von viral infizierten Zecken übertragene Erkrankung. Die Risikogebiete für FSME liegen vorwiegend in Süddeutschland, Hessen, Bayern, Baden-Württemberg. Zecken mit Borreliose Erregern finden wir in ganz Deutschland.
Wie ist die Symptomatik und der Verlauf bei einer Borreliose?
Die Einteilung einer Borreliose Infektion erfolgt in 3 Stadien. Die jeweiligen Ausprägungen können jedoch sehr variabel sein. Individuell können verschiedene Organe betroffen sein. Patienten haben Symptome besonders an Haut, Nervensystem, Gelenken, Herz, Muskeln.
Die Zeit zwischen einer Infektion und dem Auftreten erster Symptome (Inkubationszeit) kann sich von wenigen Tagen bis zu mehreren Jahren erstrecken. Oftmals ist nach Jahren der Zeckenstich vergessen und die Symptome nicht mehr ursächlich sofort zuordenbar.
Eine sogenannte Wanderröte zeigt sich manchmal bei einigen Patienten erst Tage bis Wochen nach dem Stich. Da dies nicht so häufig vorkommt, ist die Blickdiagnostik nicht so leicht wie man denken sollte.
Zunächst ist die Stichstelle rot. Dann wandert die Röte nach außen und am Einstich ist es weiß. Die Röte wandert in roten Ringen nach außen, die sogenannte Wanderröte.
Je eher die richtige Diagnose erfolgt, desto besser die Aussichten auf eine erfolgreiche Therapie. Sollte in diesem Fall eine Antibiose unumgänglich sein, ist es aus meiner Sicht empfehlenswert begleitend oder zumindest anschließend gut für den Darm zu sorgen.
Inkubationszeit nach Zeckenstich | Symptome | |
1. Stadium (Frühmanifestation) | Tage bis Wochen | Erythema migrans (Wanderröte), unspezifische, grippeähnliche Symptome: Fieber, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen usw.) |
2. Stadium (Frühmanifestation) | Wochen bis Monate | Arthritis (entzündliche Gelenkserkrankung), Borrelien-Lymphozytom, Karditis (Entzündung des Herzens), multiple Erythema migrans – Läsionen, Neuroborreliose |
3. Stadium (Spätmanifestation) | Monate bis Jahre | Akrodermatitis chronica atrophicans (Erkrankung der Haut), Arthritis, chronische Neuroborreliose |
Seltener | entzündliche Erkrankungen des Auges, des Herzens, der Leber, Muskulatur und Sehnen |
Tabelle: Stadien der Borreliose, modifiziert nach Thomas. Labor und Diagnose, 6. Auflage, TH-Books Verlagsgesellschaft mbH, FFM 2012
Wie können Sie sich vor Zecken schützen?
Es gibt Menschen, die durch Wald und Wiesen stapfen und sich kein einzig Zecklein einfangen. Andere finden nach einer Stunde Aufenthalt im Freien die kleinen Biester an interessanten Körperstellen, wie im Schritt, unter der Achsel oder auf der Brust. Je nach Typus sollten Sie entsprechende Maßnahmen ergreifen.
Zu den obligaten Zeckenschutz – Maßnahmen zählen:
- Helle Kleidung mit langen Ärmeln und Hosenbeinen
- Socken über die Hosenbeine ziehen
- Geschlossene Schuhe tragen
- Unterholz und hohes Gras meiden
- Ggf. Zeckenschutzmittel benutzen
- Absuchen nach jedem Aufenthalt im Freien (Arme, Beine, Kopf, Kniekehlen, Schritt, Brust, Achsel usw.)
Fachgerechte Entfernung einer Zecke
Oftmals sucht man sich ab, findet nichts und gefühlt Tage später bemerkt man an sich eine kleine entzündete Stelle mit einem kleinen Tierchen in der Mitte, schon etwas voll gesogen.
Bewahren Sie nach dieser Entdeckung erstmal Ruhe.
Zur Minimierung des Infektionsrisikos sollte die Zecke so schnell wie möglich nach ihrer Entdeckung entfernt werden.
- Verwenden Sie dazu eine feine Pinzette, Zeckenkarte oder Zeckenzange.
- Keinesfalls die Finger zur Entfernung der Zecke verwenden.
- Erfassen Sie die Zecke direkt über der Haut und ziehen Sie sie langsam OHNE Drehung oder Quetschung heraus.
- Bitte verwenden Sie KEINE Hausmittel wie Öl, Klebstoff oder Alkohol. Darauf reagiert die Zecke mit der Entleerung ihres Mageninhalts und so gelangen möglicherweise mehr Krankheitserreger in die Wunde.
- Danach reinigen und desinfizieren Sie bitte die Wunde.
Weiteres Vorgehen zur Risikoeinschätzung und Prävention einer Borreliose
Sie können die Zecke in einer kleinen Schachtel aufbewahren und im Labor einen Erregerdirektnachweis aus der Zecke (PCR) durchführen lassen. Bringen Sie dazu die Schachtel mit Zecke mit, damit diese nebst Anforderungsschein ins Labor eingesandt werden kann.
Der Test Borrelien aus der Zecke kostet circa 33 – 40 Euro.
Der Test eines kompletten Zeckeninhalts (Nachweis wichtigster Erreger: Borrelia burgdorferi, Borrelia miyamotoi, Anaplasma phagocytophilum, Rikettsia genus, Babesia genus, Bartonella genus, FSME) kostet circa 100 Euro.
Zuvorderst steht in meiner Praxis immer eine ausführliche Anamnese sowie eine wissenschaftlich anerkannte Labor Diagnostik. Beides liefert Hinweise auf die weiterführenden ganzheitlichen Behandlungsstrategien.
Zur Abklärung einer Borreliose stehen zahlreiche Labortests zur Verfügung.
Empfohlen wird unter anderem die Bestimmung der Borrelien-spezifischen Antikörper im Blut. Der sogenannte BorreliaScreen liefert den Nachweis der im Verlauf der Infektion gebildeten IgM und IgG – Antikörper. Mittlerweile gibt es auch Tests, die als Frühdiagnostik (10 – 14 Tage nach einem Zeckenstich) angewendet werden können.
Aufgrund der möglichen multifaktoriellen Symptomatik freue ich mich, Ihnen weitere ganzheitliche Konzepte anbieten zu können. Gemeinsam besprechen wir die geeignete Strategie.
Ihr nächster Schritt
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