Das Reizdarmsyndrom (RDS) ist eine häufige Erkrankung. Es zählt nach meinen Recherchen sogar zu den sogenannten Volkskrankheiten.
Dies Erkrankung betrifft mehr Frauen als Männer, im Verhältnis von 2:1.
Bei einem Reizdarmsyndrom handelt es sich um eine Ausschlussdiagnose.
Patienten können folgende RDS – Leitsymptome in Form von abdominellen Beschwerden, wie Durchfall und / oder Verstopfung, Krämpfe, Völlegefühl und Blähungen, neben psychischen Komorbiditäten.
Findet der Arzt oder Therapeut nach gewissenhafter Abklärung keinen organischen Befund, wird neben dem Verdacht auf psychosomatische Ursachen ein Reizdarmsyndrom diagnostiziert.
Mögliche Ursachen des Reizdarmsyndroms
Als mögliche Ursachen des Reizdarmsyndroms zählen nach meiner Erkenntnis unter anderem:
- Eingeschränkte bzw. einseitige Ernährung
- Stress
- Psychologische Stressoren, Angststörungen, Depressionen
- Viszerale Hypersensitivität, Motilitätsstörungen
- Fehlsteuerungen des autonomen Nervensystems bzw. gestörte Darm – Hirn – Achse
- Gestörte intestinale Barriere, Dysbiose, eine Dünndarmfehlbesiedlung
Symptome des Reizdarmsyndroms
Das Reizdarmsyndrom äußert sich durch schwer einzuordnende Beschwerden des Verdauungstrakts.
Die Patienten klagen oft über
- krampfartige, als dumpf empfundene Bauchschmerzen.
- Völlegefühl.
- Blähungen.
- Durchfall und / oder Verstopfung.
Ein Reizdarmsyndrom kann gemäß der Rom – Kriterien vorliegen, wenn in den vergangenen 12 Monaten mindestens 3 Monate lang abdominale Schmerzen oder abdominelles Unwohlsein bestanden, die 2 der folgenden Merkmale beinhalten:
- Erleichterung bei der Darmentleerung
- Änderung der Stuhlfrequenz.
- Änderung der Stuhlkonsistenz.
- sowie eine relevante Einschränkung der Lebensqualität und keine andere im Rahmen der klinischen Untersuchung erhobene Ursache (Erkrankung) für die Beschwerden festzustellen ist.
Der Schweregrad des RDS reicht von milden Formen bis hin zu schweren Ausprägungen, die mit hohem Leidensdruck der Betroffenen verbunden sind.
Die Diagnose unterstützende Symptome sind:
- abnorme Stuhlfrequenz (öfter als 3/Tag oder seltener als 3/Woche)
- abnorme Stuhlkonsistenz bei mehr als 25% der Stuhlentleerungen
- aborme Stuhlpassage bei mehr als 25% der Stuhlentleerungen
- Schleimabgang bei mehr als 25% der Stuhlentleerungen
- Blähungen oder Aufgetriebensein in über 25% der Tage.
Bei den meisten Patienten ist ein chronischer Verlauf zu beobachten.
Durch Stress und psychischen Komorbiditäten, die nicht aufgelöst werden, sowie anderen ungünstigen Lebensumständen kann sich die Wahrscheinlichkeit für eine komplette Beschwerdefreiheit verringern.
Zielführende Überlegungen bei Reizdarmsyndrom
- Können Allergien oder Nahrungsmittelintoleranzen labortechnisch nachgewiesen werden?
- Bzw. Liegen IgE oder IgG4 vermittelte Reaktionen vor?
- Was ist mit Histamin, Laktose, Saccharose?
- Auf welche Stoffe reagiert Ihr Darm? Was ist Ihr Ernährungsstil? Führen Sie ein Ernährungstagebuch?
- Ist die Schilddrüse beteiligt?
- Dysbiose des Darms, wenn ja wie sieht diese aus? Behandlung der Fehlbesiedlung.
- Intestinale Mikrobiota
- Symptomatische Therapie
- Welche Maßnahmen können Sie treffen, um sich zu ENTSTRESSEN?
- Therapie der Triggerfaktoren
- Ausgleich von Nährstoffdifferenzen
An einer Analyse der Stuhlprobe führt bei Verdacht auf RDS kein Weg vorbei.
Entspannungstools bei RDS - Einfluss auf den Vagus Nerv
Der Weg zur körperlichen Tiefenentspannung führt über die Beeinflussung von drei bestimmte Hirnnerven (3., 7. und 9. Hirnnerv.) zur Entspannungszentrale. Gemeinsames Ziel der drei ist der 10. Hirnnerv, der Nervus Vagus.
Der VAGUS Nerv ist der eigentliche „Zeremoniemeister“ der körperlicher Tiefenentspannung.
Diese Beschreibung soll untermauern, dass der Vagus der wichtigste Nerv im parasympathischen System ist. Er belegt immerhin 75% der parasympathischen Fasern. Der Vagus hält durch seine Weitschweifigkeit wichtige Organbezirke unter seiner Kontrolle:
- das Herz
- die Lunge und
- große Teile des Magen-Darm-Bereichs.
Durch diese anatomische Situation besitzen wir eine hervorragende Möglichkeit mittels Stimulation der drei Hirnnerven, den Vaguskern im Hirnstamm zu aktivieren. So ist es möglich, in Sekundenschnelle in die Tiefenentspannung zu gelangen. Die folgenden Übungen nach Prof. Dr. med. Gerd Schnack sollen dabei wirkungsvoll helfen.
Vagus - Meditation nach Prof. Dr. med. G. Schnack
1. Augenpressur
Sie aktiviert den 3. Hirnnerv, den motorischen Augennerv (N. oculomotirus) durch Drücken (mindestens 1 Minute) der Handflächen gegen die geschlossenen Augen mit abgestützten Ellbogen auf einem Tisch.
Die Anwendung ist empfehlenswert bei müden Augen. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass sie auch eine sofortige Beruhigung von Herz, Lunge und Bauchraum auslösen kann.
2. Augenkino
Über die Naheinstellung des Auges (Nahakkommodation) kommen Sie in die Tiefenentspannung. Dies erreichen Sie, indem Sie mit geschlossenen Augen vor einem hellen Fenster oder Licht die Augenlider von hinten ins Visier nehmen und die Farben und schwarzen Punkte („fliegende Mücken“) fixieren.
3. Doppelbilder
Die Augen bleiben geöffnet und Sie berühren mit dem Zeigefinger die Nasenspitze und schauen dorthin. Nun entfernt sich der Zeigefinger armweit und Sie können bei gleichzeitiger Betrachtung von Nasenspitze und Zeigefinger plötzlich zwei Fingerspitzen sehen. Mit einiger Übung ist es möglich, auch ein Bild an der Wand zu verdoppeln und dabei mit den Augen beide Bilder mit „Achtertouren“ zu umkreisen.
4. Lachen mit den Augen
Das „Augenlachen“ wird gesteuert vom 7. Hirnnerven, dem Nerv der mimischen Muskulatur (N. facialis), und speziell beeinflusst von der seitlichen Schläfenmuskulatur, die verantwortlich ist für die Lachfalten am äußeren Augenrand.
5. Zungenstretching
Der 9. Hirnnerv, der Zungen-Kehlkopfnerv (N. glossopharyngeus) ermöglicht Ihnen die Beruhigung durch Zungenstretching und Vibrationen des Kehlkopfes.
Die Vibrationen des Kehlkopfes können durch Schnurren wie ein Kätzchen, Singen wie eine Amsel, Summen wie eine Biene oder Brummen wie ein Bär erzeugt werden.
Durch die Schwingung des Kehlkopfes verlängert sich gleichzeitig die Ausatmung, die deutlich vom Vagus bestimmt wird.
Mittags zwischen 13:00 bis 14:00 Uhr, wenn Sie ein energetisches Tief haben, ist diese Vagus-Meditation von etwa 15 Minuten besonders gut wirksam, um nach einer kurzen Erholungsphase wieder ausgeglichen und mit neuem Schwung in den Nachmittag zu starten.
Literatur: Der Große Ruhe-Nerv, Prof. Dr. med. Gerd Schnack
Vorgehen in meiner Praxis
Wenn Sie bei sich oben genannte Symptome beobachtet und in meiner Praxis einen Termin vereinbart haben, folgen
- ein ausführliches Anamnese Gespräch 1,5 bis 2 Stunden sowie Aufklärung über Kosten und Durchführung von
- Stuhldiagnostik
- Urin- und Blutdiagnostik
- ausführliche Besprechung der Laborergebnisse und eines Therapieplans.
- Begleittermine nach Bedarf
Neben verschiedenen ernährungstherapeutischen Maßnahmen (Stichwort FODMAP arme Ernährung) kommen insbesondere Probiotika zum Einsatz. Probiotika stellen hierbei eine empfehlenswerte Therapieoption gegenüber z.B. Analgetika und auch Antidepressiva.
Spezifische Mikronährstoffe, insbesondere Vitamin D, Calcium, B Vitamine und Folsäure sind wichtig für Patienten mit RDS. Bei Mangel dieser Mikronährstoffe kann es zu einer Verstärkung der RDS Symptomatik kommen. Vor entsprechender Supplementierung ist aus meiner Sicht die Diagnostik zur Statusbestimmung erforderlich.
Studienlage (ausgewählte Links) für Interessierte
- Darm-Mikrobiom-Darm-Gehirn-Achse und Reizdarmsyndrom
- Darmmikrobiota als potenzielle Orchestratoren des Reizdarmsyndroms
- Eine mikrobielle Signatur von psychischer Belastung beim Reizdarmsyndrom
- Darmmikrobiom beim Reizdarmsyndrom vor und nach gut gerichteter Hypnotherapie
- Entschlüsselung der Verbindungen zwischen Reizdarmsyndrom und Darmmikrobiota
- Rolle der Darmmikrobiota beim Reizdarmsyndrom: Neue Therapiestrategien
- Überwachsen von Dünndarmbakterien und Reizdarmsyndrom: Eine Brücke zwischen funktioneller organischer Dichotomie
- Reizdarmsyndrom und Überwachsen von Dünndarmbakterien: Sinnvolle Assoziation oder unnötiger Hype
- Atemtests und Reizdarmsyndrom
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