Was verbirgt sich hinter einer Sympathikus Aktivierung?
Das vegetative Nervensystem (VNS), als übergeordnetes Steuer- und Regelsystem des Körpers besteht aus dem Sympathikus (Anspannungs-Stress-Nerv) und dem Parasympathikus oder Vagus (Entspannung-Regenerations-Nerv).
Man unterteilt das vegetative Nervensystem in zwei funktionelle Gegenspieler:
- das sympathische Nervensystem (Sympathikus)
- das parasympathische Nervensystem (Parasympathikus)
Während das sympathische Nervensystem den Menschen in Anspannung versetzt, Herzschlag und Atmung beschleunigt und den ganzen Körper auf eine Kampf-oder-Flucht-Reaktion einstellt, ist der Parasympathikus primär für Prozesse der Entspannung und Regeneration zuständig.
Funktioniert das Zusammenspiel zwischen Sympathikus und Parasympathikus nicht richtig, werden die Symptome manchmal als vegetative Dystonie eingeordnet.
Die Beschwerden richten sich danach, ob sich das Spannungsverhältnis zugunsten des Sympathikus oder des Parasympathikus verschoben hat.
Menschen mit einer verstärkten Sympathikus Aktivierung (Sympathikotonie) neigen erfahrungsgemäß zu Nervosität, Herzrasen, erhöhtem Blutdruck und Durchfall.
Ist dagegen der Parasympathikus dominant (Vagotonie), kann dies mit einem niedrigen Blutdruck, kalten Händen und Füßen, Antriebslosigkeit und Verstopfung einhergehen.
Was uns der Herzrhythmus verrät
Der Herzrhythmus wird vom übergeordneten Sympathikus und Parasympathikus gesteuert.
Unterschiedliche Zeitabstände zwischen den einzelnen Herzschlägen bedeutet, dass sich der Körper gut auf innere und äußere Reize einstellen kann. Das spricht für eine gute Anpassungsfähigkeit.
Ist beim Herzrhythmus keine Variabilität (HRV) zu erkennen bedeutet das, dass der Körper sich nicht mehr ausreichend oder gar nicht auf innere und äußere Reize einstellen kann. Der Körper befindet sich in einer solchen Situation in einer sympathikotonen Ausgangslage (Sympathikus Aktivierung) und der Parasympathikus teilweise in einer Starre.
Je größer die Variabilität im Herzrhythmus gemessen wird, umso stärker ist der Parasympathikus (Erholung/Regeneration) aktiv. Ein aktiver Parasympathikus ist der beste Schutzfaktor für die Gesundheit.
Je weniger die Variabilität vorhanden ist, umso stärker ist der Sympathikus (Anspannung/Stress) aktiv.
Hier spricht man auch von einer Regulationsstarre des VNS. Bei dieser Störung des VNS drohen Erkrankungen oder bereits bestehende Krankheiten können sich verschlechtern.
Bei einer sympathikotonen Ausgangslage kann es zu dem bereits von mir beschriebenen Verspannungsmuster Magen kommen.
Was heißt eigentlich entspannen?
Es macht z.B. wenig Sinn, dem Herz zu befehlen, schlag ruhiger. Das funktioniert so nicht.
Wenn wir uns aber bewusst machen, wie flach wir gerade atmen und dann beginnen, langsam bis in den Bauch zu atmen, wirkt jeder Atemzug beruhigend auf den Herzschlag.
Problematisch wird es, wenn der Sympathikus ständig aktiviert ist. Unser Organismus ist dann ständig in höherer Erregung. Das kann bis zu einer Dauer-Alarmbereitschaft gehen. Dann gelingt Entspannung und Erholung nur noch sehr rudimentär. Die Nerven des Parasympathikus haben sich zurückgezogen und die Nerven des Sympathikus feuern ständig.
Dies kann sogar zu einem Wirrwarr im Kopf führen. Dann müssen wir mit einem aufgeblähten Stresszentrum im Gehirn leben, denn durch andauernde Reizung und Aktivierung arbeitet der Sympathikus auf Hochtouren.
Ein aktivierter Sympathikus erzeugt ein Knäuel im Gehirn und denken/analysieren ist aus meiner Erfahrung nur noch eingeschränkt und natürlich sind viele andere wichtige Gehirnfunktionen ebenfalls nicht mehr wirklich gut möglich.
Demgegenüber verhungert sozusagen unser Ruhezentrum. Die Nerven des Parasympathikus werden kaum gehegt und gepflegt. Wenn wir bewusst für einen aktiven Parasympathikus sorgen, kehrt Ruhe und Weite ein und wir fühlen uns gut.
Wie der Atem unsere Nerven beeinflusst
Mit unserem Atem erzeugen wir eine Wirkung auf das vegetative Nervensystem.
Wir können schnell und flach atmen und so steuern wir den Sympathikus. So wir können uns auch ohne Espresso aktivieren. Sind Sie gerade etwas schlapp und müde, dann atmen Sie einmal schneller und flacher und kommen so in die Sympathikus Aktivierung. Bitte nur für einige Atemzüge.
Genauso können wir langsam und tief atmen und so trainieren wir unser Ruhezentrum. Ein tiefer und langsamer Atemzug trainiert den Parasympathikus.
4 alltagstaugliche Tipps für die Sympathikus De - Aktivierung
- Mikropausen: Für einen oder zwei Atemzüge innehalten und nachspüren – wie fühle ich mich gerade. Ruhig mehrere Mikropausen am Tag einlegen. Der Effekt ist, Sie spüren sich mehr und bekommen mit, was gerade in Ihnen so los ist. Für einen Moment geben Sie Ihrer leisen inneren Stimme die Chance gehört zu werden.
- Ein-Minuten-Meditation: Smartphone auf eine Minute einstellen – die Augen schließen und für eine Minute den Atem beobachten – einfach nur beobachten. Nach einer Minute beenden Sie die Meditation beenden und gehen wieder weiter im Alltag. Das beruhigt.
- 4/6 Atmung: Legen Sie eine Hand auf Ihr Herz und verbinden Sie sich mit dem Gefühl von Dankbarkeit / Wertschätzung / Liebe / Fürsorge / Mitgefühl. Beim Einatmen bis vier zählen und beim Ausatmen bis sechs zählen – achtzehn Atemzüge – dauert drei Minuten. Das bewusste Ein- und Ausatmen bringt Ruhe in den Körper. Die Lage der Hand auf dem Herzen und die Besinnung auf Dankbarkeit, Wertschätzung, Liebe und Mitgefühl verbindet die Herz und Hirnzellen und verstärkt so Ihre Fähigkeit zu Resilienz und einem stabilen Immunsystem. Bei Gesunden bringt diese Atemfrequenz die maximale Herzrhythmusvariabilität.
- Füße spüren: Setzen Sie sich aufrecht auf Ihren Stuhl und spüren Sie die Füße auf dem Boden. Sind die Füße warm oder kalt, kribbelt es … Die aufrechte Körperhaltung bewirkt, dass sich auch der Geist aufrichtet.
Diese Übungen sind einfach in den Alltag zu integrieren. Und so banal sie auch scheinen, zeigen sie Wirkung. Jetzt müssen wir sie nur noch umsetzen.
Fangen Sie an – gleich jetzt! Fehlende Zeit kann keine Ausrede sein.
Für heute wünsche ich Ihnen Ruhe und Gelassenheit und achten Sie gut auf sich.
Auf sich selbst achten kommt von Selbstachtung. Wie schön, dass wir das alles selbst in der Hand haben.
Weitere Therapiemöglichkeiten für ein sympathisches Gleichgewicht
- Atemtherapie (siehe auch oben die 4/6 Atmung)
- Regelmäßiges Ausdauertraining
- Entspannungsübungen, wie z.B. Yoga, Qi Gong, Muskelentspannung nach Jakobson, Autogenes Training
- Stressreduktion, Konfliktlösungen, Psychotherapie
- Naturheilverfahren wie Akupunktur, Ohrakupunktur, Phytotherapie, Homöopathie, Bioresonanz, Entgiftung
- Orthomolekulare Therapie: Vitamine, Spurenelemente, Aminosäuren
- Qualitative gesunde Ernährung
- Massagen: Craniosakrale Therapie, Shiatsu, Bewegungstherapie nach Dr. Göran Semper (Körper Balance), Gesichtsmassage, Fußreflexzonenmassagen
Ihr nächster Schritt
Haben Sie noch Fragen? Möchten Sie gerne einen Beratungstermin vereinbaren? Sprechen Sie mich einfach an, Sie erreichen mich unter +491704551306 oder per E-Mail via Kontakt.